
„Ein wechselseitiges Spiegeln beim Senden und Empfangen von Signalen und das Fokussieren durch den Parabolspiegel erweist sich als zentrale Kompetenz, wenn es darum geht, herumschwirrende Inhalte einzugrenzen. Ein Bedeutungsfeld, auf das der Titel P-A-R-A-B-O-L-E verweist, ist das Gleichnis (französisch parabole) als die Verknüpfung der Bildwelt mit der Gedankenwelt. Die bildhafte Rede zielt auf Verständnis, auf eine Art Enthüllung von etwas mehr oder weniger Verborgenem. Gleichzeitig ist das Gleichnis auch eine Übersetzung, die als Transformation ihren Gegenstand, den Inhalt — möglicherweise unangemessen -— verändert.“ (Kurator zur Ausstellung im NÖDOK: Wolfgang Giegler).

„…ihre finger glitten über die seite, tasteten die erhebungen und vertiefungen ab, versuchten zu begreifen. sie war gewappnet mit einer fingerkuppe, die voraussah, die im voraus begriff, wie später der blindenstock ihr auge sein würde: sie würde leben an der grenze von schrift…“

Der Verleger Clemens Feigel im Gespräch auf der Buchmesse Frankfurt 2024 mit Astrid Nischkauer von literadio.
Der Mitschnitt des Live-Hörspiels ist hier abrufbar:
Kompositionen
Reinhold Schinwald Aufzeichnungen einer Blinden für Schlagwerk (2020)
Reinhold Schinwald re-lay für Elektronik (2018)
Germán Toro-Pérez Rulfo / ecos I für Violoncello und Elektronik (2006)
Besetzung
Gina Mattiello
Blinde Frau
Ninja Reichert Sehende Frau
Manuel Alcaraz Clemente
Schlagwerk
Roland Schueler Violoncello
Reinhold Schinwald
Klangregie, Elektronik
Live-Mitschnitt einer Aufführung in Kooperation mit Theater Quadrat vom 1. Dezember 2023
Tonmischung und Mastering Reinhold Schinwald
Alle Menschenwesen sind Blinde füreinander
Hélène Cixous
In „aufzeichnungen einer blinden“ arbeite ich mit musikalischen und literarischen Mittel wie der Wiederholung und der Überschreibung, in der Absicht, bereits vorhandenes Textmaterial zu erinnern, fortzuschreiben und zu übermalen, um dadurch den Raum für eine aktuelle Auseinandersetzung zu öffnen. (Gina Mattiello)
Der Prosatext bildet den Ausgangspunkt. Die Musik speist sich in erster Linie aus Geräuschen, die dem Text entnommen sind oder mit dem Vorgang des Lesens (von Blindenschrift) in Zusammenhang stehen. Das akustische Abbild beim Lesen von Braille-Schrift wird hörbar gemacht : Diese „Rauschlandschaften“ vermitteln zwischen der Semantik des Textes und der konkreten Klanglichkeit beim Vorgang des Abtastens von Blindenschrift.
In dem Text spielen klangliche Beobachtungen und Beschreibungen aus der Alltagswelt der Figuren eine wesentliche Rolle. Für blinde Menschen dient das Hören und Tasten vor allem als Orientierungshilfe. Es entstanden Schlagwerkkompositionen, die sich in einer gewissen Nähe zum Text bewegen und Assoziationsräume schaffen. Neben dem Klanglichem ist der Tastsinn als eine Art erweitertes Auge ein weiterer zentraler Aspekt des Textes. Um diesen klanglich zu bearbeiten, habe ich mit Streich- und Wischgeräuschen auf Fellinstrumenten eingesetzt. Hinzu kommt die Komposition rulfo/echos von Gérman Toro-Pérez. (Reinhold Schinwald)
Das Projekt entstand in der Absicht die verschiedenen Ebenen des Hörens, Lesens & Tastens miteinander zu verbinden und so ein lustvolles Erleben des Textes & der Musik für Nichtsehende,- Sehbeeinträchtigte,- und Sehende Menschen zu ermöglichen. Daher wurde das Buch in Braille,- und Schwarzschrift übereinander gesetzt. Die Gestaltung hierfür übernahm der Grafiker und Bildende Künstler János Szurcsik.

„Das liebevoll gezeichnete Abenteuer von Cornelius de Mütz und seinem Nacktmull Rex beginnt dystopisch.

Im Buchtitel holt Sonia Gansterer die Zeile „ich färbte dir den Himmel brombeer“ des desillusionistischen Gedichts Abschied der Lyrikerin Else Lasker-Schüler aus der Vergangenheit in eine Gegenwart, die Illusion zulässt. Mit ihren Objekten, Installationen und Gemälden schafft sie einen wohltuenden Gegenpol zum Zeitgeist. Der oberflächlichen Wahrnehmungsbereitschaft einer schnelllebigen Konsumgesellschaft setzt sie schon in der Grundierung der Leinwand eine raue Struktur entgegen, die beim Pinselstrich stetige Aufmerksamkeit fordert und Resonanz bietet. Werke von Sonia Gansterer bleiben in ihrer Vielschichtigkeit eine stete Herausforderung zum Denken, Fühlen und Lieben.