2024
Sprache ist Ausgangspunkt und Arbeitsmaterial des bildenden Künstlers Michael Endlicher. Sie bestimmt seine Arbeiten sowohl ideell als auch materiell und medienübergreifend. Sie tritt als vermaltes Zitat aus Kunstkritiken auf. Als Gelöbnisformel wird sie in Emailschilder gebrannt. Antithetische „4-letter-words“ werden aus der Leinwand gestanzt, Wortfolgen in Beziehung zu numerischen Buchstabenwerten in Bleche geprägt. Naturfotografien werden auf typografisches Trägermaterial gedruckt, dieses zu Vexierobjekten zwischen Text und Bild zusammengenäht. Dazu kommen Endlichers Ich-Litaneien in Videos und Performances, gesprayte Zaubersprüche, Buchstaben- und Zifferntürme sowie Faltobjekte aus zugetexteten Leinwänden.
Michael Endlicher versucht in den komplexen Relationen von Wort und Bild, von Körper, Individuum und Sprache eigene Perspektiven auszumachen, die er in einer spielerisch reduzierten Ästhetik festhält. Ihn interessiert, wie zeitgenössischer Kunst Sinn von außen zugeschrieben wird: Was wird warum von wem hineingelesen und herbeiformuliert? Was wird dem Künstler, wird der Künstlerin zugeschrieben und abverlangt? Endlicher entwickelt eine Form von poetischer Textkritik, sein facettenreiches Werk oszilliert zwischen schnellem Witz und tiefsinniger Analyse.
Mehr dazu auf der homepage von Michael Endlicher
I will kill you, AT 2024 - 5:11 Min, engl. Fassung
Das Video basiert auf seiner Litanei #13.
Über das Töten, das erbarmungslose Morden. Das uns unmenschlich macht. Un-menschlich? Oder macht es uns erst zum Menschen, zum Un-Tier? Ich kann nichts verhindern – aber versuchen, den Schrecken zu bannen, wenn ich ihn ausspreche, zerrede. (Michael Endlicher) Dieses „schwarze“ Video ist der erste Teil eines Paares; die Arbeit an Teil 2, dem „weißen" Video zum Thema Rettung, Erlösung hat begonnen.
Aber Aber Aber, AT 2021 - 7:04 Min, dt. Fassung m. engl. Untertiteln
Das Video basiert auf seiner Litanei #12.
Endlichers neues Video Aber Aber Aber ist wie immer inhaltlich perfekt recherchiert, gesammelt und arrangiert. Es fühlt sich an wie eine Metaebene zur Medienkritik. Einerseits steht ihm das Wasser bis zum Kinn, andererseits gibt er uns eine Litanei, die wir gar nicht hören wollen, weil wir uns längst daran gewöhnt haben. Tatsächlich sind diese Abers total geläufig – durch die Litanei wird offensichtlich, wie überzeugend sie sind, durch die Wiederholung, aber auch durch den Umstand, dass man sich beim Betrachten und Hören des Videos an die Kontexte erinnert, in denen man die Sätze wieder und wieder gehört hat. Endlicher macht das Virtuelle an diesem „Wissen“ erkennbar. Es ist ja auch das Magische an Litaneien, dass sie sowohl affirmativ als auch aversiv gehört werden können. Jedenfalls zeigen sie auf, wie assoziativ wir funktionieren. (Wolfgang Giegler)