1990 ErotiKreativ – Sexualität abseits der Klischees: Walter Reichl und Hermes Phettberg schlagen mir und meinen Partner bei der Ausstellungszusammenstellung, Heike Keusch (ehemals Hans Mariacher) als Projekt eine Verfügungspermanenz als ihr Beitrag zu der Ausstellung im Werkstätten- und Kulturhaus (WUK) in Wien vor. Zwei Wochen - Tag und Nacht – nur mit einem Unterhemd bekleidet an einer Kette angebunden will Hermes Phettberg im Kunstraum verbringen. Tags den Besuchern mit verbundenen Augen um die Hemmschwelle zu reduzieren zur Verfügung stehend und mit Ausstellungszeit alleine im Kunstraum verbringen. Walter Reichl gestaltet diesen Raum mit Fotografien Szenen mit Hermes Phettberg, die in ihn verschiedene Orten gefesselt/gebunden zeigen – geduldig wartend auf eine zwischenmenschliche (sexuelle) Interaktion. Im Raum selbst gibt es Texte, die den Hintergrund des „Projekt Manfred Strill“ beschreiben und warum im Raum ein TV-Gerät das Video die Predigt des Erzbischofs Hans Hermann Kardinal Groër anläßlich des Begräbnisses der letzten Kaiserin von Österreich (Zita) nonstop läuft. Draußen vor dem Raum läuft ein Interview mit Hermes Phettberg, in welchem er über sich spricht. Es ist bald einen aufmerksamen Beobachter und einer aufmerksamen Beobachterin klar, dass nicht der halbnackte Sadomasochist Hermes Phettberg das Schreckliche ist, sondern das Begräbnis der Ex-Kaiserin im Stephansdom eine obszöne Inszenierung von Macht darstellt. – Hermes Phettberg als ehemaliger Priesterseminarist wusste bereits damals, dass dieser gottesfürchtige Kardinal seine pädophile Neigung an ihm anvertraute Ministranten auslebte und seine Macht missbräuchlich zu seiner Triebbefriedung nutzte. Das wussten auch andere kirchnahe Personen, aber erst fünf Jahre später, 1995, musste Hans Hermann Groër als Erzbischof zurücktreten. Ein Strafprozess wurde nie gegen ihn eingeleitet. Das Ehrenkreuz für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich bisher noch nicht widerrufen. (Clemens Feigel)
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